#22 Corona-Falle Pflegeheim?

Shownotes

Bislang sind mehr als 2.000 Menschen in Alten- und Pflegeheimen an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben. Das sind nahezu ein Drittel aller Corona-Todesfälle in Deutschland. Wenn eine Covid-19-Infektion in einer solchen Einrichtung auftritt, wird die Situation für Betroffene schwierig. Viele Angehörige spielen deshalb mit dem Gedanken, im Ernstfall die Pflege zu Haus selbst zu übernehmen. Doch was sollte ich dabei beachten? Und welche Hilfen gibt es? Um diese Fragen zu beantworten, haben wir unsere Versicherungsredakteurin Julia Rieder in die Sendung eingeladen.

Die wichtigsten Punkte im Überblick

  • Klar ist: Wer seine Angehörigen aus der Einrichtung rausholt, verringert das Risiko, dass diese an Covid-19 erkranken. Wenn Ihr aber einen pflegebedürftigen Menschen zu Hause aufnehmen wollt, muss Euer Haushalt dafür geeignet sein und Ihr müsst in der Lage sein, die Betreuung zu leisten bzw. zu organisieren.

  • Handelt nicht überstürzt. Auch bei Euch zu Hause gibt es ein Corona-Ansteckungsrisiko. Das Unfallrisiko und auch die emotionale Belastung sind bei heimischer Pflege meist höher als im Heim. Aber für relativ fitte Angehörige ist der vorübergehende Umzug in die eigenen vier Wände möglicherweise die richtige Lösung.

  • Wer zuhause Angehörige pflegt, kann zahlreiche Hilfen in Anspruch nehmen: Ihr dürft praktisch ohne Vorankündigung zehn Tage auf der Arbeit frei machen, um die neue Pflegesituation zu organisieren. Gehalt gibt es keines, aber möglicherweise Pflegeunterstützungsgeld von der Pflegekasse. Das solltet Ihr am besten gleich am ersten Tag beantragen. Wie das geht, erklären wir in unserem Finanztip-Ratgeber.

  • In Betrieben ab 16 Mitarbeiter könnt Ihr bis zu sechs Monate in Pflegezeit gehen und dann nur noch Teilzeit oder sogar gar nicht mehr arbeiten. Ihr habt einen Rechtsanspruch darauf und Kündigungsschutz. Finanzielle Hilfen gibt es dann vor allem in Form von Krediten.

  • Ist Euer Arbeitgeber noch größer, könnt Ihr auch bis zu zwei Jahre Teilzeitmodelle fahren. Das heißt dann Familienpflegezeit. Ihr müsst aber 15 Stunden in der Woche weiterarbeiten. Alle Infos dazu in unserem Finanztip-Ratgeber.

  • Falls der ambulante Pflegedienst wegen Corona nicht mehr kommen kann, gilt: Vorrübergehend könnt Ihr mit dem Geld, das es ab Pflegegrad 2 gibt, auch Freunde oder Nachbarn für Unterstützung bei der Pflege bezahlen.

  • Bei längeren Pflege-Einsätzen könnt Ihr auch Rentenpunkte erwerben, die die Rente aufbessern. Das geht sogar, wenn Ihr als Betreuer/in schon in Rente seid.

  • Wenn Ihr Eure Angehörige aus dem Heim nicht herausholen könnt, solltet Ihr alles tun, um die Situation in der Einrichtung zu verbessern. Wichtig: Das geht nur mit den Mitarbeitern und der Heimleitung gemeinsam. Und wenn Ihr mit diesen sprecht, beachtet bitte: Viele Mitarbeiter sind selbst am Limit.

  • Um Unterstützung zu erhalten, könnt Ihr die kostenlose Pflegeberatung nutzen, die bundesweit vor Ort angeboten werden.

  • Bietet Hilfen an, zum Beispiel in Form von gespendeten Tablets und Computern, so können Heimbewohner per Videokonferenz den Kontakt halten. Fragt in der Einrichtung, was dringend gebraucht wird.

  • Teilt uns gerne Eure Erfahrungen mit!

Alle Informationen zur Corona-Krise von Finanztip findet Ihr auf unserer Startseite oder direkt auf unserer Themenseite.

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Kommentare (2)

Juppi

Als erstes sollte man Pflegekräfte und Heimbewohner testen, anstatt Millionenschwere Fußballer.

Wann wenn nicht jetzt

Gerade wenn jetzt von der Öffnung der Pflegeheime für Besucher gesprochen wird, benötigen die Heime Hilfe, Testkapazitäten und Schutzmaterialien. Präventive Tests sollen demnach künftig von den Krankenkassen finanziert werden, auch wenn Patien­ten keine Symptome einer COVID-19-Erkrankung zeigen. „Gerade Pflegebedürftige und deren Umfeld wollen wir besonders schützen. Dafür sind regelmäßige Tests von Heim­bewohnern und Pflegekräften notwendig“, sagte Spahn dem Spiegel. ABER WANN? Eine gewisse Transparenz und Konsequenz wäre hilfreich.

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